300: Rise of an Empire (2024)

300 basiert auf der Graphic Novel von Frank Miller. Der hatte sich dafür nicht nur von der Historie, sondern auch vom Film Der Löwe von Sparta inspirieren lassen (und ganze Dialoge übernommen). Für das Sequel 300 – Rise of an Empire sollte Millers neue Geschichte Xerxes Pate stehen, aber mehr als zwei Hefte hat der Exzentriker nicht fertig gestellt, veröffentlicht wurden auch sie nicht. Vermutlich unterscheidet sich der Film aber eh stark von dem, was Miller eigentlich machen wollte, denn Xerxes taucht hier nur am Rande auf.

300 – Rise of an Empire ist nur zum Teil ein Sequel, zum weit größeren Teil wird die Geschichte parallel zu den Ereignissen in 300 erzählt. Während Leonidas mit seinen tapferen 300 die persische Armee an den Thermopylen aufhält, versucht der Athener Themistokles (Sullivan Stapleton) Griechenland zu einen. Denn nur zusammen können die Griechen den persischen Invasor besiegen. Während sich die Spartaner jedoch zieren, muss Themistokles eine eigene Flotte zusammen stellen, die der persischen Marine trotzen soll. Keine leichte Aufgabe, ist die Flotte unter dem Kommando von Artemisia (Eva Green) doch um ein Vielfaches zahlreicher. Die Griechen können kaum gewinnen, auch wenn Themistokles einen Plan verfolgt, der aus einer Schwäche eine Stärke machen soll. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass sich Artemisia als gewiefte Gegnerin und Strategin erweisen würde.

Es lässt sich nicht leugnen: 300 – Rise of an Empire ist kernige Unterhaltung, Männerkino, das von ganz viel Action lebt, die Noam Murro wie sein Vorgänger Zack Snyder in wohlfeile Bilder packt. Rein stilistisch ist der Film dem Original nahe, inhaltlich gilt dies indes nur bedingt. Denn es ist unzweifelhaft so, dass dieser neue Film wirkt, als würde er aus Restbeständen des Originals bestehen. Er erzählt durchaus seinen eigenen Teil der großen Geschichte, aber der Eindruck entsteht, hier so etwas wie einen verlorenen Subplot geboten zu bekommen. Das wird noch dadurch verstärkt, dass der Film ausgesprochen kurz geraten ist und derart abrupt endet, dass man für einen Augenblick gar nicht glauben mag, dass es schon vorbei ist. Denn ein echtes Ende fehlt. Zugegeben, das hat schon 300 mit dem Epilog geboten, aber im Grunde hätte man erwartet, dass sich 300 – Rise of an Empire nicht nur auf die Seeschlachten, die bei Salamis gipfeln, konzentriert, sondern den Freiheitskampf gegen Xerxes in seiner Gänze beinhaltet. Die große Entscheidungsschlacht, die am Ende von 300 auch nur angedeutet wird, lässt man hier jedoch gänzlich außen vor. Das Ergebnis ist ein Film, der ausgesprochen unfertig wirkt, so als hätte man schlichtweg vergessen, das Ende der Geschichte zu erzählen.

Es dürfte gut funktionieren, beide Filme zu einem großen Epos zusammenzuschneiden, aber es kann schwerlich der Sinn eines großen Kinofilms sein, für sich allein betrachtet wie das Anhängsel der eigentlichen Geschichte zu wirken. Problematisch ist dabei auch, dass Themistokles deutlich farbloser daherkommt, als Leonidas. Das gilt jedoch nicht nur für die Figuren, sondern auch die Darsteller. Sullivan Stapleton müht sich, ihm fehlt jedoch das gewisse Etwas, das notwendig ist, um als Star zu glänzen. Eva Green wiederum verfügt darüber, weswegen ihre Artemisia auch weit interessanter ist als die Heldenfigur dieses Films. Zumal Artemisia nicht eindimensional gezeichnet ist, sondern durchaus eine nachvollziehbare Motivation erhalten hat, warum sie so handelt, wie sie es tut. Sie ist auch interessanter als Xerxes, dessen Werdegang am Anfang mit einigem übernatürlichen Humbug gestaltet wird. Anders wusste man wohl nicht, wie man die hünenhafte Erscheinung des Gottkönigs erklären sollte. Es ist für den Film aber auch völlig ohne Belang, da Xerxes kaum in Erscheinung tritt. Als er es dann doch tut, geschieht dies nur, um Artemisia für den Zuschauer sympathischer werden zu lassen. Sie ist die eigentliche Hauptfigur des Films, in ihr ist all die Tragik vereint, die zu diesem Konflikt führte.

Schön gemacht ist, wie Themistokles und Artemisia umeinander kreisen. Wenn sie kämpfen, ist es fast so, als würden sie sich lieben. Und als sie sich lieben, ist es, als würden sie kämpfen. Der eine will den anderen dominieren, es ist ein Krieg, der mit allen Waffen gefochten wird, aber enden muss, wie es in archaischen Zeiten eben war – mit dem Sieg des Patriarchats.

300 – Rise of an Empire ist oberflächliche Unterhaltung, schön gemacht, und mit bildgewaltiger Ästhetik, die den 3-D-Effekt tatsächlich auch zu nutzen weiß. Allein, für sich stehend erscheint der Film etwas schwachbrüstig, er braucht 300, ohne den er nur wie unfertiges Stückwerk wirken würde.

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